In Begleitung von Jugendamtsleiterin Heike Frey und
Sozialamtsleiter Reiner Bauer besuchte Landrat Rainer Guth kürzlich das SOS-Kinderdorf
in Eisenberg. 1958 gegründet, ist es das drittälteste von 38 Kinderdörfern in
Deutschland. Einrichtungsleiterin Irene Jennes erklärte, dass der Schwerpunkt auf
dem stationären Bereich liege, aber es gebe auch offene Angebote wie die Kita
oder die Erziehungsberatungsstelle. Der Träger "SOS-Kinderdörfer weltweit"
finanziert sich über Spenden und fängt Anteile der Kosten auf, die von den
Kommunen nicht getragen werden können. Stadtbürgermeister Adolf Kauth und VG-Chef
Bernd Frey waren beim Gespräch mit Irene Jennes ebenfalls dabei. Sie seien
stolz, eine so wertvolle Einrichtung in Eisenberg zu haben, betonten die beiden
Bürgermeister und hoben hervor, dass heute keine Abgrenzung mehr zwischen Kinderdorf
und Stadt zu spüren sei. Die Integration funktioniere sehr gut über Schulen und
Vereine.
Mehr als zwanzig Gebäude gehören zum Kinderdorf in
Eisenberg, die meisten werden für die stationäre Betreuung genutzt. Zurzeit
leben neun Kinderdorf-Mütter mit jeweils bis zu sechs Kindern im charakteristischen
Familienverband. Irene Jennes erläuterte, dass dafür sehr sorgsam die Kinder ausgewählt
würden, bei denen eine Familienrückführung unwahrscheinlich sei. Sie blieben
meist bis zur Volljährigkeit in der Familie und hielten auch als Erwachsene Kontakt
zu "Mutter" und "Geschwistern". Doch nicht für alle Kinder seien
diese engen Bindungen das richtige Modell. Zu manchen passe eher die Wohngruppe,
für die mehrere Betreuer im Wechsel zuständig seien. Landrat Guth und seine Mitarbeiter
zeigten sich beim Rundgang durch zwei Häuser beeindruckt von der liebevollen Ausstattung
und der spürbar warmen Atmosphäre. Im Haus von Kinderdorf-Mutter Annette Senger
führten zwei "ihrer" Kinder die Besucher stolz in ihre Zimmer. "Das ist das Zuhause einer Familie",
bemerkte der Landrat.
Außerhalb des Kinderdorfes, in der Innenstadt von
Eisenberg, liegt das Beratungs- und Familienzentrum, in dem das Angebot so vielfältig
ist wie die Menschen, die es annehmen. "Ein Studium Generale in Familienhilfe"
nannte Landrat Guth das breite Spektrum des Zentrums. Hier gibt es außerschulische
Bildungsmaßnahmen wie die "Praxis individueller Entwicklungsförderung"
(PiEf), die sich mit Methoden und Materialien nach Montessori an Grundschulkinder
richtet. Mitarbeiterin Melanie Schlösser führte die Besuchergruppe durch die
Räume, die auch von Externen genutzt werden können. Angebote wie das Nähcafé
stehen allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen, unter Anleitung kann
man sich ausprobieren, Material und Nähmaschinen sind vorhanden.
Irene Jennes berichtete, der Einzugsbereich des Beratungs- und Familienzentrums
reiche von Rockenhausen bis Grünstadt. Landrat Guth war voller Anerkennung:
"Betroffene erleben, dass sie nicht allein sind und der Staat etwas für
sie tut", sagte der Kreischef und fügte hinzu: "Wir sind stolz
darauf, Sie im Kreis zu haben."