Beate Klarsfeld erhält die Friedenstaube des Landrates

    Es war ein besonderer Tag: Für die Schüler der Berufsbildenden Schule Donnersbergkreis in Eisenberg, für die zahlreichen Besucher im großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung in Kirchheimbolanden und ganz besonders für Beate Klarsfeld: Die 82-Jährige hat am Dienstag, 9. November, anlässlich der 47. Kirchheimbolander Friedenstage die Friedenstaube des Landrates überreicht bekommen. „Sie haben vielen, vielen Opferfamilien geholfen“, sagte Rainer Guth.

    Es war ein bewegender Moment: Mit der Friedenstaube in den Händen stand Beate Klarsfeld vor den zahlreichen Besuchern, die sich von ihren Stühlen erhoben hatten, lange applaudierten. Dies war eine Anerkennung für das, was Beate Klarsfeld und ihr Mann Serge geleistet haben. Sie haben die Schicksale von fast 80.000 Menschen mit großem Aufwand recherchiert und dokumentiert – und so dazu beigetragen, dass sich einige der schlimmsten NS-Verbrecher, die teils Jahrzehnte lang von westlichen Geheimdiensten gedeckt wurden, vor Gericht verantworten mussten. Beate und Serge Klarsfeld haben ihr Leben den während der NS-Zeit aus Frankreich deportierten Juden gewidmet.

    Beate Klarsfeld gab den Besuchern im großen Sitzungssaal der Kirchheimbolander Kreisverwaltung einen beeindruckenden Einblick in ihr Leben, in ihre Lebensaufgabe. Geboren wurde sie 1939 in Berlin. „Man hat mit mir niemals über Hitler gesprochen. Ich wusste nicht, warum Berlin zerbombt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt war“, berichtete sie aus ihrer Kindheit. So erzählte sie, wie sie am 7. November 1968, „unserem fünften Hochzeitstag“, den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger ohrfeigte, wie sie und ihr Mann es sich zur Aufgabe machten, Kiesingers NSDAP-Mitgliedschaft und Rolle im Nationalsozialismus an die Öffentlichkeit zu bringen. Schon vor der Ohrfeige hatte Beate Klarsfeld auf der Besucher-Tribüne im Parlament in Bonn während einer Rede des Kanzlers „Kiesinger, Nazi, abtreten“ gerufen.

    UNESCO-Sonderbotschafterin

    Sie berichtete von ihrer Bewunderung für Willy Brandt, erzählte von ihren Haftstrafen. Inzwischen ist die Arbeit der Klarsfelds international anerkannt. Beate Klarsfeld ist UNESCO-Sonderbotschafterin für Bildung über den Holocaust und die Verhinderung von Völkermorden, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und des Nationalen Verdienstordens Frankreichs. Und sie war 2012 Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin. Sie erhebt weiterhin ihre Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Angst und Hass in unserer Gesellschaft verbreiten. Die Zukunft hängt von jedem Einzelnen von uns ab“, sagte Beate Klarsfeld abschließend in Kirchheimbolanden.

    Rainer Guth waren auch noch die Worte im Gedächtnis, die sie zuvor bei einem Besuch der Berufsbildenden Schule in Eisenberg an die Schülerinnen und Schüler richtete: „Aktiv werden, sich melden, wenn es sein muss, sich nicht wegducken, Position beziehen.“ Mit ihrer Arbeit, mit ihrem Besuch der Schule setze sie auch einen Impuls an junge Menschen. Denn „unsere Demokratie ist gefährdet“, so der Landrat des Donnersbergkreises.

    Friedenstaube als Symbol

    Rainer Guth dankte Beate Klarsfeld für ihre Arbeit, sie hatte zuvor auch an der Mahn- und Gedenkveranstaltung auf dem Synagogenvorplatz in Kirchheimbolanden teilgenommen. Und der Landrat dankte seinem Vorgänger Winfried Werner, der ebenfalls zu Gast war, dass er 2015 die Idee der Friedenstaube hatte. „Ein Symbol, das friedensstiftende Menschen ehrt und das um die Welt geht.“ Ebenso hob er das Engagement des Arbeitskreises Friedenstage hervor.

    Eine wunderbare musikalische Umrahmung der Preisverleihung gab es durch das Leopold Ensemble aus Mannheim um Sopranistin Sabine Goetz mit Stücken aus dem Oratorium „Annelies“ von James Withbourne. Dies basiert auf Texten aus dem Tagebuch der Anne Frank.

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