Die Veranstaltung soll an die Gräueltaten in der Nacht
1938 erinnern. Nationalsozialisten setzten vor 83 Jahren die Synagogen in ganz
Deutschland, auch im Donnersbergkreis, in Brand und verschleppten jüdische
Mitbürger. Eine digitale Projektion an einer angrenzenden Hauswand des
Synagogenplatzes in Kirchheimbolanden zeigte die Synagoge im ursprünglichen und
im zerstörten Zustand. Für musikalische Untermalung
sorgte der
Posaunenchor der protestantischen Kirchengemeinde.
Bewegende Worte fanden die beiden Schülersprecherinnen der Georg-von Neumayer-Schule und des Nordpfalzgymnasiums.
Auch bei der Gedenkfeier zur Pogromnacht in Kirchheimbolanden war die Journalistin Beate Klarsfeld zu Gast, die später die Friedenstaube des Landrates überreicht bekam. Sie und ihr Mann Serge Klarsfeld machten es sich zur Lebensaufgabe, die Wahrheit über die oftmals totgeschwiegene Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie trugen maßgeblich dazu bei, NS-Täter vor Gericht zu bekommen und tausende Schicksale verschleppter jüdischer Mitbürger aufzuarbeiten. Beate Klarsfeld ist heute UNESCO-Sonderbotschafterin für Bildung über den Holocaust und die Verhinderung von Völkermorden, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und des Nationalen Verdienstordens Frankreichs. Sie engagiert sich weiterhin aktiv gegen Rassismus und Antisemitismus.
Ursula Schultz von der Amnesty-International-Ortgruppe
Kirchheimbolanden stellte Beate Klarsfeld mit einem Buchzitat vor und betonte den
Mut den es verlangte, ihre Überzeugungen auf ihrem Lebensweg durchgesetzt zu
haben.
Beate Klarsfeld sprach anschließend über die Kultur des Schweigens, den Begriff Reichskristallnacht sowie die Parallelen der Nacht zu Dantes Inferno und erzählte eingehend über ihr Lebenswerk. „Erst verbrenne man Bücher, dann Menschen“, erinnerte Beate Klarsfeld die Teilnehmenden. Bürgermeister Marc Muchow bestätigte, die Erinnerung an die Taten sei eine Notwendigkeit. Dazu trägt die aktuelle Ausstellung GURS 1940 bei, die seit 3. November im Museum des Stadtpalais in Kirchheimbolanden zu sehen ist. Die Ausstellung beschäftigt sich spezifisch mit den Schicksalen pfälzischer Jüdinnen und Juden, auch aus Kirchheimbolanden.
Der Organisator der Friedenstage, Norbert Willenbacher, erinnerte an
jüdisches Leben, das über Jahrhunderte hinweg auch das Leben in der
Region geprägt hatte und das durch die Gräuel der Nationalsozialisten
vernichtet wurde. Otto-Erich Juhler (Stadtmission) sprach als Vertreter der Kirchen. Er ließ Zeitzeugen zu Wort kommen. "Wir müssen heute unsere Stimme erheben und uns dafür einsetzen, dass sich das nicht wiederholt", betonte Juhler.
Der 9. November sei ein geschichtsträchtiges Datum, betonte Landrat Rainer Guth. Nicht nur wurde hier 1918 die erste deutsche Republik ausgerufen und damit auch der Grundstein für spätere Entwicklungen gelegt. Im Kontrast dazu fand 1989 der Mauerfall als zentrales Ereignis der Weltgeschichte statt. Rainer Guth bedankte sich beim Arbeitskreis Aktiv gegen Rechts und bekräftigte, man müsse Respekt und Toleranz einfordern.