Austausch zum Thema Nachwuchsgewinnung bei Wirtschaftsge(h)spräch

    Zu einem Westpfälzer Wirtschaftsge(h)spräch zum Thema Nachwuchsgewinnung speziell im Handwerksbereich hatten die ZukunftsRegion Westpfalz und Erwin Schottler in Kooperation mit der Rema-Akademie und der Handwerkskammer der Pfalz nach Rockenhausen eingeladen. Es war eine Veranstaltung, bei der Vertreterinnen und Vertreter von Firmen sowie Institutionen intensiv Gedanken darüber austauschten, wo die Probleme liegen und was die Ansätze sein könnten.

    "In diesem Bereich liegt sehr viel Potenzial", sagte eingangs Hans-Günther Clev, der Geschäftsführer der ZukunftsRegion Westpfalz, mit Blick auf das Thema Nachwuchs und Fachkräfte für das Handwerk. Es lasse sich nicht alles digitalisieren. "Lassen Sie sich mal die Haare online schneiden", meinte Clev.

    Rita Petry, Geschäftsführerin der Handwerkskammer der Pfalz, betonte, dass es der Handwerkskammer ein großes Anliegen ist, junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen. "Wir tun sehr viel auf diesem Gebiet, haben uns neue Formate überlegt. Es ist schade, das Handwerk wird sehr oft verkannt. Die Auftragsbücher der Betriebe sind voll. Wir brauchen junge Menschen. Sie alle können mit dazu beitragen, dass wir junge Leute für das Handwerk begeistern", sagte die Geschäftsführerin.

    Wertschätzung und gutes Klima wichtig

    Roger Bier, Koordinator für berufliche Orientierung bei der Handwerkskammer der Pfalz, gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Impulse. "Es gibt grundsätzlich weniger Schulabsolventen. Wir reden somit von einer grundsätzlich geringeren Masse an jungen Leuten. Hinzu kommt, dass länger die Schulbank gedrückt wird. Es werden höhere Bildungsabschlüsse angestrebt. Der Trend geht zum Studieren", erläuterte Roger Bier. Doch das Abitur sei auch eine sehr gute Grundlage für Ausbildungen. Entscheidend sei es, um Auszubildende zu werben. "Da geht es den jungen Menschen nicht rein um das Monetäre", berichtete der Koordinator. Den jungen Menschen sei es wichtig, in ein gutes Betriebsklima zu kommen, Wertschätzung zu erhalten, auch Perspektiven zu haben, Übernahmechancen. "All das haben unsere Handwerksbetriebe", so Roger Bier. Die Betriebe müssten aber auch aktiver werden, sich Zeit nehmen für die jungen Menschen. "Wir müssen vom Analogen ins Digitale", beschrieb es der Koordinator. Heißt: Eine Internetseite mit einer Rubrik Karriere oder Ausbildung sei eine wichtige Visitenkarte. Abiturienten, Studienabbrecher und junge Frauen müssten mehr in den Blick genommen werden. "Es ist von Bedeutung, ein Ausbildungsangebot zu unterbreiten, was attraktiv ist, perspektivreich. Gute Ausbildungsqualität spricht sich rum, eine schlechte spricht sich noch mehr rum", verdeutlichte Roger Bier.

    Reiner Rudolphi, geschäftsführender Gesellschafter der rema Fertigungstechnik GmbH, sagte, dass bei dem Thema Nachwuchsgewinnung im Handwerk jedes Unternehmen individuell betrachtet werden müsse. "Die Unternehmen merken die Problematik nicht. Das Thema Ausbildung ist so breit, dass wir Projekte brauchen. Wir müssen sie breit angehen. Gemeinsam Projekte finden", sagte Reiner Rudolphi. rema bildet unter dem Titel "Machining for Rwanda's future" mit einem viel beachteten Ausbildungsprojekt Zerspanungsmechanikerinnen und Zerspanungsmechaniker für Ruanda aus.

    Guth: Betriebe müssen attraktiv für junge Leute sein

    "Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Jetzt arbeiten aber immer weniger", sagte Landrat Rainer Guth - und ergänzte: "Was wirklich wichtig ist: Wir müssen die Betriebe, die es noch nicht verstanden haben, abholen, attraktiv machen für junge Leute. Wir müssen gemeinsam dran, die Betriebe dahin zu orientieren, dass junge Leute Interesse haben." Der Donnersbergkreis gehe hier mit dem Berufswahlsiegel dank des großen Engagements von „Job Aktiv“-Managerin Gerda Gauer einen Weg, den sich der Landrat auch von anderen Kreisen wünschen würde. "Wir müssen uns zudem mit den Kammern viel stärker vernetzen", sagte Rainer Guth.

    Zudem berichtete der Landrat von seiner Idee eines Bundes-Pflichtjahres, die er bereits im Jahr 2019 der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Schreiben vorgestellt hatte – verbunden mit einem europäischen Ansatz. Die aktuelle Situation und Diskussion hatte der Donnersberger Landrat  zum Anlass genommen, nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Brief seinen Ansatz eines internationalerweiterten Bundes-Pflichtjahres zu erläutern. "Wir können gemeinsam viel machen, wir müssen es bündeln", so der Landrat.

    Intensiver Austausch bei Spaziergang

    Bei einem von Erwin Schottler organisierten und moderierten "Wirtschaftsge(h)spräch" kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Spaziergang im Rockenhausener Hoppbachtal in einen regen Austausch. Unterwegs gab es zudem verschiedene Impulse. So wünscht sich Reiner Rudolphi unter anderem Unternehmer, die dieses Thema aktiv anpacken, aus deren Reihen auch ein Ausbildungscoach kommt.

    Rüdiger Rahn von Elektrotechnik Rahn in Schiersfeld würde eine größere Solidargemeinschaft unter den Handwerkern begrüßen. Hier wurde auch eine Art Ablöse für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diskutiert. Einig war sich die Gruppe, dass in ganz vielen Fällen die Eltern das Nadelöhr sind. Martina Leib-Herr, Direktorin des Evangelischen Diakoniewerks Zoar, sprach auch den Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, die ein Unternehmen verlassen. Hier lohne es sich, Kontakt zu halten – so mancher komme auch wieder.

    "Man muss aktiv sein", sagte Wolfgang Schmidt, Inhaber der Bäckerei Schmidt aus Dreisen. Er biete aktiv Praktika und Schnuppertage an. "Wir müssen auch an den Schulen Dinge ändern, die Kinder gemäß ihrer Begabung fördern. Wichtig ist zudem, dass Lehrer und auch Schüler Betriebe kennenlernen", sagte Heiko Baumann, Lehrer an der Integrierten Gesamtschule Rockenhausen. Hier betone Rita Petry, dass Lehrerinnen und Lehrer im Bildungszentrum der Handwerkskammer willkommen sind.

    Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt

    Erika Steinert, die Integrationsbeauftragte des Donnersbergkreises, regte an, bei der Suche nach Fachkräftenachwuchs auch an geflüchtete Menschen zu denken. Diese bei einer Veranstaltung eventuell mal mit den Unternehmen zusammenzubringen. "Eine gemeinsame Anstrengung für die Integration der vor dem Krieg in der Ukraine geflohenen Menschen in den Arbeitsmarkt ist wichtig. Wir müssen ihnen die Tür offenhalten. Sprache ist dafür der Schlüssel", betonte der Landrat.

    Auch nach dem Spaziergang wurde sich in der Rema-Akademie in der Rockenhausener Kreuzweise noch eifrig ausgetauscht. Die geeigneten Nachwuchskräfte für ein Unternehmen zu gewinnen ist ein bedeutendes Thema – da waren sich alle Beteiligten einig. Und es ist von großer Bedeutung, an diesem dranzubleiben.

    Das Wirtschaftsge(h)spräch

    Die Westpfälzer Wirtschaftsge(h)spräche sind eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von ZukunftsRegion Westpfalz und Erwin Schottler. Kooperationspartner dieser Ausgabe sind die Rema-Akademie und die Handwerkskammer der Pfalz. Das Wirtschaftsge(h)spräch richtet sich an Unternehmer und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die sich bei einer gemeinsamen Kurzwanderung kennenlernen und angeregt durch frische Luft und Bewegung diskutieren und austauschen wollen.

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