„Wir alle sind uns der Bedeutung der
medizinischen Versorgung in unserer Region bewusst, kennen die Probleme und
Herausforderungen, wissen, wie schwierig es ist, insbesondere Termine bei einem
Facharzt zu bekommen. Es sind neue, kreative Wege gefragt. Einen solchen Weg
möchten wir mit einer in dieser Form noch nicht dagewesenen interkommunalen
Initiative gehen“, sagt Rainer Guth, der Landrat des Donnersbergkreises. Er hat
gemeinsam mit Ralf Leßmeister, dem Landrat des Landkreises Kaiserslautern, und Otto
Rubly, dem Landrat des Landkreises Kusel, sowie in Abstimmung mit den
Landrätinnen der Kreise Südwestpfalz und Bad Kreuznach und den
Oberbürgermeistern der Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken, dem
Vorsitzenden der Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) sowie dem Geschäftsführer des
Westpfalz-Klinikums (WKK) die Initiative
ergriffen. Das Ziel dabei: Den ärztlich unterversorgten Regionen in der
Westpfalz soll mit einer langfristigen, verlässlichen Lösung ganz direkt
geholfen werden. Die Gebietschefs betonen, dass durch diese Initiative die
zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung verantwortliche Kassenärztliche
Vereinigung nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden soll. Vielmehr soll
dies eine Unterstützung sein, um mehr Mediziner aufs Land zu bekommen.
Bereits Zusammenarbeit zwischen Universität Pécs und Westpfalz-Klinikum
Dafür wurde Kontakt zur Universität Pécs in Ungarn aufgenommen. Diese pflegt bereits eine Zusammenarbeit mit dem Westpfalz-Klinikum. „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen mit unseren Partnern in Ungarn gemacht. Die Ausbildung von Nachwuchs-Medizinern erfolgt dort auf hohem Niveau. Das Projekt ist ein weiterer Mosaikstein, um dem Fachkräftemangel in der Westpfalz zu begegnen“, sagt Prof. Dr. med. Johannes Treib, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Westpfalz-Klinikum und einer der Mitinitiatoren dieser Kooperation vor rund zehn Jahren.
„Ich freue mich, dass auf unsere langjährige Kooperation mit der
Universität Pécs aufgebaut wird, wo es bereits seit 2004 ein Medizin-Studium in
deutscher Sprache gibt. Diese Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ist
zukunftsweisend; sie ist ein Stück gelebtes Europa“, ergänzt Thorsten
Hemmer, Geschäftsführer der Westpfalz-Klinikum GmbH. Otto Rubly, Rainer Guth und
Ralf Leßmeister haben sich vor Ort in Pécs umgeschaut, mit Dozenten und
deutschsprachigen Absolventen gesprochen, konnten eine Anatomie-Prüfung
miterleben und haben schließlich sehr zielführende Gespräche mit der Leitung
der medizinischen Fakultät geführt, die in einer Kooperation mündeten.
Wahl zwischen Voll- und Teil-Stipendium möglich
Gesucht sind im Zuge dieser
Kooperation junge Menschen, die sich mit der Region verbunden fühlen. Ab dem
Wintersemester 2023/24 sollen 16 Personen die Möglichkeit erhalten, an der
Universität Pécs ein deutschsprachiges Medizinstudium zu absolvieren. Die
ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten können zwischen einem Voll-Stipendium
– also der Übernahme der gesamten Semestergebühren in Höhe von 7500 Euro pro
Semester – und einem Teil-Stipendium (der Übernahme von 50 Prozent der
Semestergebühren) wählen. „Natürlich ist es uns ein großes Anliegen, dass
diese Kandidatinnen und Kandidaten nach dem Studium in unsere Region
zurückkehren und hier praktizieren“, verdeutlicht Ralf Leßmeister. Deswegen ist
auch vorgesehen, dass Kandidatinnen und Kandidaten, die eine Unterstützung in
Form eines Teil-Stipendiums wählen, eine vertragliche und anschließende
Arzttätigkeit in einem Klinikum, Medizinischen Versorgungszentrum oder einer
niedergelassenen Arztpraxis in der Westpfalz für die Dauer
der ersten drei Jahre als Assistenzärztin beziehungsweise Assistenzarzt eingehen. „Die Kandidatinnen
und Kandidaten können ihre Facharzt-Richtung selbst auswählen“, verdeutlicht
Otto Rubly.
Bei einem Voll-Stipendium soll eine vertragliche und spätere Arzttätigkeit als Hausarzt oder
Amtsarzt in der Westpfalz für mindestens drei
Jahre nach Abschluss der Facharztausbildung vereinbart werden. „Wir schaffen dank dieser interkommunalen
Initiative eine kostenfreie
Studienmöglichkeit für ein deutschsprachiges Medizinstudium an einer
renommierten, weltoffenen europäischen Universität mit jahrzehntelanger
Erfahrung und einem Qualitätsniveau vergleichbar mit einer deutschen
staatlichen Universität. Das ohne die Voraussetzung eines Numerus Clausus. Vorzugsweise
sollten die Bewerberinnen und Bewerber als Voraussetzung ein Abiturschnitt von
2,6 oder besser und bei Vor-Abitur ein Durchschnitt von neun Punkten oder
besser mitbringen sowie aus der Region stammen und ihre Verwurzelung mit
der Heimat nachweisen oder begründen können, beispielsweise durch
ehrenamtliches Engagement. So sollen junge Menschen aus der Region die Chance
erhalten, langfristig in ihrer Heimat bleiben zu können“, berichten die
Landräte.
Verein Ärzte-für-die-Westpfalz entsteht
Finanziert wird das Programm
durch den Förderverein Ärzte-für-die-Westpfalz e.V., der auf Initiative der Gebietschefs
entstehen wird. Hier liegen bereits Zusagen einiger Unternehmen und
Institutionen vor, die das Projekt unterstützen möchten. Dazu gehört auch der
Verein Zukunftsregion
Westpfalz als wichtiger Partner. „Mit dieser interkommunalen Initiative werden
junge Menschen die Chance erhalten, an einer sehr renommierten, modern
ausgestatteten Universität in Ungarn ein deutschsprachiges Medizinstudium zu absolvieren
und in dieser Zeit in einer wunderbaren kleinen Kulturhauptstadt zu leben. Teil
des Programms ist eine Vereinbarung, dass diese jungen Menschen später in der
Westpfalz praktizieren. So entsteht schließlich für alle Seiten eine
Win-Win-Situation“, sagt Kai Landes, der Vorstandsvorsitzende der
Zukunftsregion Westpfalz. Die Bewerbungsfrist für Interessierte läuft bis 30.
Juni. Die Auswahl wird über das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern erfolgen,
wo unter anderem Auswahlgespräche Teil des Prozesses sind.
Weitere
Informationen
Weitere Informationen für an einer Bewerbung
Interessierte gibt es bei Katja Altmeyer in der Kreisverwaltung Kusel, Telefon 06381/424-323, E-Mail , oder auch bei Michael Kutsch, Studienplatzberatung
Medizin, Telefon 0173/7404054, E-Mail , sowie im Internet unter http://aerzte-fuer-die-westpfalz.de
Die
medizinische Fakultät der Universität
Pécs
Mehr als 3.500 Personen aus 67 Nationen studieren derzeit an der Fakultät in ungarischen, deutschen und englischen Programmen. Die Fakultät verfügt über 19 theoretische Institute, 28 Kliniken mit mehr als 500 Ärzten, Forschern und Experten, mit 74 Doktoren der Akademie und 5 Akademikern. Zusätzlich zu allgemeinen medizinischen und zahnmedizinischen Ausbildungen unterstützt die Fakultät die Studierenden mit Master-, Biotechnologie- und Doktorandenausbildungen sowie Berufsausbildungen in 33 Disziplinen. Neben den Pflichtfächern werden 389 Wahlfächer und Forschungsmöglichkeiten in 768 Themen des Studenten-Forschungsprogramms, die von dem Wissenschaftlichen Studentenzirkel angeboten sind, bereitgestellt. Dabei ist ein Studium in einer modernen Umgebung möglich. Im renovierten klinischen Gebäude besteht so die Möglichkeit in Kleingruppen, neben den Krankenbetten, praxisorientiert zu studieren.