Nach 25 Jahren im Dienst des Kreises wurde Ruth
Raab-Zerger in einer kleinen Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet.
Landrat Rainer Guth überreichte ihr die Entlassungsurkunde und dankte ihr für
ihren langjährigen Einsatz im Jugendamt.
Zur Kreisverwaltung kam Ruth Raab-Zerger bereits Ende
1993 als Anerkennungspraktikantin, vorher hatte sie Sozialwesen an der FH
Ludwigshafen studiert. Gleich zu Anfang war sie im Pflegekinderwesen eingesetzt
– ein Bereich, der mit kürzerer Unterbrechung in der Familienberatung über 20
Jahre hinweg ihr Fachgebiet bleiben sollte.
Ungefähr 200 Kinder hat sie in dieser Zeit begleitet –
manche nur für ein paar Wochen, die meisten aber über Jahre, teilweise vom
Säuglingsalter bis zur Volljährigkeit. Wenn dann ein junger Mensch trotz
widriger Bedingungen seinen Weg fand, war das ein Highlight in ihrem
Berufsalltag. Doch es mussten nicht immer die großen Erfolge sein: "Ein
Tag, oder auch nur eine Stunde, in der ein Kind gute Erfahrungen mit seinem
Umfeld macht, ist wertvolle Zeit, die unserer Arbeit Sinn gibt", ist Ruth
Raab-Zerger überzeugt.
Wie hat sie die emotionalen Belastungen über zwei
Jahrzehnte hinweg verkraftet? Man müsse gefestigt sein, um auch in den
ständigen Extremsituationen sachlich zu bleiben und angesichts der
Kinderschicksale nicht selbst unterzugehen, erklärt sie. In den wenigen Fällen,
in denen die Situation des Kindes zu nah kommt und an die eigene Substanz geht,
brauche es ein gutes Kollegium, das für einen da ist und notfalls einspringt.
Die gute Zusammenarbeit der Kolleginnen und Kollegen untereinander wird
Raab-Zerger vermissen – "das viele Dokumentieren aber nicht", fügt
sie hinzu, "genauso wenig wie das Wissen um die Haftbarkeit, die mit der
Verantwortung für Minderjährige einhergeht". Diese Unsicherheit sorgte für
manche schlaflose Nacht und hat großen Anteil an der Entscheidung für die
Altersteilzeit – eine Möglichkeit, die laut Personalratsvorsitzendem Volker
Kremer immer weniger genutzt werde. Er wünschte Ruth Raab-Zerger vor allem
Gesundheit und dass sie Abstand gewinnen könne von dem, was jahrelang viel
Energie gebraucht habe.
Ruth Raab-Zerger freut sich auf den Ruhestand – dass
der Kopf frei ist für Neues und sie mehr Zeit für das Ehrenamt hat, das schon
während ihrer Berufstätigkeit einen großen Raum in ihrem Leben eingenommen hat.
Nicht nur in ihrer Weierhöfer Kirchengemeinde, sondern auch überregional und in
der internationalen Ökumene ist die studierte Theologin aktiv und Mitglied
zahlreicher Gremien und Ausschüsse. Für die mennonitische Forschungsstelle
möchte sie sich künftig mehr engagieren, denn hier vereinen sich ihre beiden
Leidenschaften: die Theologie und die Liebe zu Büchern. Und auch in der Familie
wächst etwas Neues heran, denn das erste Enkelkind hat sich angekündigt. Eines
ist sicher: Langeweile ist auch im Ruhestand nicht zu befürchten.