Großer Bahnhof in Harxheim. Rund 70 Zuschauer*innen
waren live dabei, als Verkehrsminister Volker Wissing am 15. September den
Förderbescheid über 6,7 Mio. € zum Ausbau der Bahnstrecke Monsheim -
Langmeil überbrachte. Landrat Rainer Guth sprach von einem Meilenstein in
der Geschichte der Zellertalbahn, denn der Bescheid des Landes bedeute „Grünes
Licht“ für den technisch notwendigen Streckenausbau.
Zur Historie der traditionsreichen Bahnverbindung ließ
der Landrat einige Zahlen Revue passieren. 1872 eingeweiht, sei die Zellertalbahn
einst Verbindungsstück der Strecke München - Paris gewesen. Nachdem 1996 der
Verkehr (auch für Güter) komplett eingestellt wurde, habe sich der Donnersbergkreis
zur Sicherung der Strecke um die Erhaltung der Infrastruktur bemüht. Der 2001
gestartete saisonale Ausflugsverkehr an Sonn- und Feiertagen habe 2017 aufgrund
gravierender technischer Mängel eingestellt werden müssen. Seither hätten viele
fürs Comeback der Zellertalbahn gekämpft, das von einer Förderzusage des Landes
abhängig war. „Wir brauchen die Strecke für Berufspendler, für
Ausflugsfahrten, den Güterverkehr im Südwesten und nicht zuletzt im Sinne des
Klimaschutzes,“ betonte Guth. Nachdem die Förderzusage des Landes vorliege,
könne die Strecke auf knapp 28 Kilometern - mit elf Bahnübergängen und 15
Brücken - gemäß geltenden technischen Anforderungen ertüchtigt werden. „Vergessen
Sie die Zellertalbahn nicht“, habe ihm sein Amtsvorgänger ans Herz gelegt,
erinnerte sich Guth, und auch der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog habe sich
vehement für deren Erhalt und Entwicklung eingesetzt. Die Übergabe des
Förderbescheids nahm der Landrat zum Anlass, um vielfältigen Dank an alle
Unterstützer auszusprechen. Das große ehrenamtliche Engagement des Fördervereins
Eistalbahn wurde besonders hervorgehoben. Die Zahl der Ehrenamtsstunden in 16
Jahren Ausflugsverkehr bezifferte er auf stolze 35.000.
Minister Volker Wissing sprach von einem „besonderen
Tag, der auch seitens der Landesregierung mit viel Aufmerksamkeit bedacht
wird.“ In seiner Zuständigkeit auch für Landwirtschaft und Weinbau sei es erfreulich,
ein Weinparadies entlang einer Schienenstrecke vorzufindenden. Die Sperrung der
Zellertal-Linie sei seinerzeit erfolgt, weil heute geforderte Sicherheitsbestimmungen
nicht gewährleistet werden konnten. Jetzt könne „nach langer Vorlaufzeit“ eine
nachhaltige Zukunft für die Bahnstrecke beginnen. An den Gesamtkosten von 8,3
Mio €, die für ein attraktives Angebot aufzubringen sind, beteilige sich das
Land zu 85 %, sagte der Minister. Er hob die strukturpolitische Bedeutung der Bahn hervor, dankte Landrat Guth für
das Engagement des Kreises und wünschte den Verantwortlichen Glück beim Umsetzten
der umfangreichen Bauarbeiten. Für weitere Bahnstrecken im Land kündigte der
Minister Reaktivierungen an.
Dass es Rheinhessen und Pfälzer näher bringen möge,
wünschte sich Landrat Heiko Sippel (Alzey-Worms) für das Zukunftsprojekt
Zellertalbahn. Er sprach von einer Verkehrswende pro Mobilität und Vernetzung.
Erwähnt wurde die bestehende Zweckvereinbarung seines Landkreises mit dem
Donnersbergkreis, worin eine langfristige Betreuung des Projekts
festgeschrieben sei. Sippel wünschte sich eine zügige Umsetzung der notwendigen
Arbeiten, wobei im Vorfeld auch Themen wie Lärmschutz zu berücksichtigen seien. Den Blick weit nach vorn gerichtet hatte Geschäftsführer
Michael Heilmann vom Zweckverband Schienenpersonennahverkehr. Es gelte jetzt, Bauausschreibungen
zu konzipieren, die Gleise und Bahnübergänge sicherer machen. Bis Züge mit
ausgeweitetem Ausflugsangebot fahren können, werde es voraussichtlich 2022
werden, was dann mit dem Jubiläum 150 Jahre Zellertalbahn zusammenfallen würde.
Mit der Anbindung den Rheinland-Pfalz-Takt als längerfristigem Ziel werde die
Zellertalbahn viele Nutzer finden, zeigte sich Heilmann überzeugt.
Foto: Thomas Stepan