Es war ein bewegender Moment: Mit der Friedenstaube
in den Händen stand Beate Klarsfeld vor den zahlreichen Besuchern, die sich von
ihren Stühlen erhoben hatten, lange applaudierten. Dies war eine Anerkennung
für das, was Beate Klarsfeld und ihr Mann Serge geleistet haben. Sie haben die
Schicksale von fast 80.000 Menschen mit großem Aufwand recherchiert und
dokumentiert – und so dazu beigetragen, dass
sich einige der schlimmsten NS-Verbrecher, die teils Jahrzehnte lang von
westlichen Geheimdiensten gedeckt wurden, vor Gericht verantworten mussten.
Beate und Serge Klarsfeld haben ihr Leben den während der NS-Zeit aus
Frankreich deportierten Juden gewidmet.
Beate
Klarsfeld gab den Besuchern im großen Sitzungssaal der Kirchheimbolander
Kreisverwaltung einen beeindruckenden Einblick in ihr Leben, in ihre
Lebensaufgabe. Geboren wurde sie 1939 in Berlin. „Man hat mit mir niemals über
Hitler gesprochen. Ich wusste nicht, warum Berlin zerbombt und in vier
Besatzungszonen aufgeteilt war“, berichtete sie aus ihrer Kindheit. So erzählte
sie, wie sie am 7. November 1968, „unserem fünften Hochzeitstag“, den damaligen
Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger ohrfeigte, wie sie und ihr Mann es sich zur
Aufgabe machten, Kiesingers NSDAP-Mitgliedschaft und Rolle im
Nationalsozialismus an die Öffentlichkeit zu bringen. Schon vor der Ohrfeige
hatte Beate Klarsfeld auf der Besucher-Tribüne im Parlament in Bonn während einer
Rede des Kanzlers „Kiesinger, Nazi, abtreten“ gerufen.
UNESCO-Sonderbotschafterin
Sie
berichtete von ihrer Bewunderung für Willy Brandt, erzählte von ihren
Haftstrafen. Inzwischen ist die Arbeit der Klarsfelds international anerkannt.
Beate Klarsfeld ist UNESCO-Sonderbotschafterin für Bildung über den Holocaust
und die Verhinderung von Völkermorden, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und
des Nationalen Verdienstordens Frankreichs. Und sie war 2012 Kandidatin für das
Amt der Bundespräsidentin. Sie erhebt weiterhin ihre Stimme gegen Rassismus und
Antisemitismus. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Angst und Hass in unserer
Gesellschaft verbreiten. Die Zukunft hängt von jedem Einzelnen von uns ab“,
sagte Beate Klarsfeld abschließend in Kirchheimbolanden.
Rainer
Guth waren auch noch die Worte im Gedächtnis, die sie zuvor bei einem Besuch
der Berufsbildenden Schule in Eisenberg an die Schülerinnen und Schüler
richtete: „Aktiv werden, sich melden, wenn es sein muss, sich nicht wegducken,
Position beziehen.“ Mit ihrer Arbeit, mit ihrem Besuch der Schule setze sie
auch einen Impuls an junge Menschen. Denn „unsere Demokratie ist gefährdet“, so
der Landrat des Donnersbergkreises.
Friedenstaube als Symbol
Rainer
Guth dankte Beate Klarsfeld für ihre Arbeit, sie hatte zuvor auch an der Mahn-
und Gedenkveranstaltung auf dem Synagogenvorplatz in Kirchheimbolanden
teilgenommen. Und der Landrat dankte seinem Vorgänger Winfried Werner, der
ebenfalls zu Gast war, dass er 2015 die Idee der Friedenstaube hatte. „Ein
Symbol, das friedensstiftende Menschen ehrt und das um die Welt geht.“ Ebenso
hob er das Engagement des Arbeitskreises Friedenstage hervor.
Eine wunderbare musikalische Umrahmung der Preisverleihung gab es durch das Leopold Ensemble aus Mannheim um Sopranistin Sabine Goetz mit Stücken aus dem Oratorium „Annelies“ von James Withbourne. Dies basiert auf Texten aus dem Tagebuch der Anne Frank.