„Wie kann Integration in ländlichen Räumen gelingen?“ So lautete der Titel der Veranstaltung. „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, sagte Prof. Dr. Erika Steinert, die Integrationsbeauftragte des Donnersbergkreises, bei ihrer Begrüßung mit Blick auf die Situation rund um die höchste Erhebung der Pfalz. Der Kreis könne sich als Weltoffene Kommune bezeichnen, ist Mitglied im Bündnis „Städte Sicherer Häfen“. „Sicher gibt es aber noch Luft nach oben“, sagte Steinert – und fügte an: „Ich bin überzeugt davon, dass das Landleben Integrationspotenziale hat.“ Integration werde aber auch von örtlichen Gegebenheiten bestimmt. Deswegen gebe es auch keinen Königsweg für Integration. Die Integrationsbeauftragte bedankte sich bei allen, die zum Gelingen der Interkulturellen Woche beigetragen haben, insbesondere den ehrenamtlich Aktiven.
Staatssekretär David Profit berichtete, wie
nach der Flutkatastrophe im Ahrtal auch etliche Flüchtlingsgruppen unter den
Helfenden sind, wie diese beim Wiederaufbau mithelfen und auch weiterhin dort
leben möchten. „Integrationsarbeit ist eine Arbeit, die im Alltag stattfindet.
Das findet oft wenig Anerkennung von außen“, sagte Profit. Deswegen sei ein
Dank an all die Helferinnen und Helfer wichtig, die sich für Integration
einsetzen.
So sieht es auch der Donnersberger Landrat Rainer Guth. „Es ist gut gelungen, die Menschen zu integrieren, die integriert werden wollen. Es fällt schwerer, die zu integrieren, die nicht integriert werden wollen“, sagte der Landrat. Sein Wunsch: Den mit großem Engagement im Donnersbergkreis in der Integrationsarbeit ehrenamtlich Tätigen auch hauptberufliche Unterstützung bieten zu können. Guth dankte speziell auch der Integrationsbeauftragten Prof. Dr. Erika Steinert, der es gelungen sei, für die Interkulturelle Woche ein abwechslungsreiches Programm mit über 20 Punkten zusammenzustellen, ebenso allen in der Integrationsarbeit engagierten.
Integration ist ein Marathonlauf
Für den seit 2015 bestehenden Beirat für
Migration und Integration sprach die stellvertretende Vorsitzende Sabine
Müller. „Integration ist ein Marathonlauf. Alle Kräfte müssen gemeinsam an
einem Strang ziehen, dass Integration gelingt“, sagte sie. Der Beirat sei auch
ein Kulturmittler. Das sei möglich, weil die Mitglieder aus verschiedenen
Kulturen kommen.
Acht Landkreise in den vier Bundesländern Niedersachsen, Hessen, Bayern und Sachsen wurden für das Forschungsprojekt zum Thema „Integration in ländlichen Räumen“ näher beleuchtet, wie Projektkoordinatorin Dr. Johanna Fick vom Thünen-Institut für Ländliche Räume aus Braunschweig berichtete. Eine Erkenntnis: „Die wirtschaftliche Situation ist nicht ausschlaggebend dafür, wie gut Integration in Landkreisen funktioniert.“ Auch sei es nicht generell so, dass es Geflüchtete relativ schnell in die nächstgrößeren Städte zieht. Für das Projekt gab es neben einer Bevölkerungsbefragung in über 40 Gemeinden der acht Landkreise auch Interviews mit fast 200 Geflüchteten. Ausgangspunkt für die Untersuchung war die Flüchtlingsbewegung seit 2014. Im Mai wurden die Ergebnisse der vier an dem Verbundprojekt beteiligten Forschungseinrichtungen präsentiert.
Arbeitsplatz muss gut erreichbar sein
Eine Bleibeorientierung, so ein Ergebnis der
Studie, entwickeln Geflüchtete vor allem dann, wenn sie sich vor Ort wohl
fühlen, sicher leben können und Begegnungsmöglichkeiten mit der Bevölkerung,
aber auch mit anderen Neu-Zugewanderten vorhanden sind. Hier sei es auch
bedeutsam, die Teilhabe Geflüchteter strukturell zu ermöglichen. Zentral für
das Bleiben ist zudem ein Arbeitsplatz, der gut erreichbar sein muss. Für viele
Geflüchtete ist es essentiell, am neuen Wohnort einen Führerschein machen zu
können, wie später auch aus einer Diskussion mit den Besuchern der
Veranstaltung hervorging. Dennoch spielt der Öffentliche Personennahverkehr
eine wichtige Rolle. Doch der sei für Flüchtlinge oft zu teuer, wie Fick
berichtete. Landrat Guth berichtete hier vom auf den Weg gebrachten
Mobilitätskonzept des Donnersbergkreises.
Das ehrenamtliche Engagement sei für die Integration in ländlichen Räumen von großer Bedeutung. „Ehrenamtliche sind Brückenbauer“, betonte die Projektkoordinatorin. Die Rolle der Ehrenamtlichen müsse von Verwaltungen und Hauptamtlichen auch anerkannt werden. „Geflüchtete Menschen können durchaus auch für Vereine eine Chance sein“, führte Fick weiter aus. Dass der Donnersbergkreis einen Integrationsleitfaden erstellen lasse, sei sehr empfehlenswert. Wie sehr die Menschen das Thema Integration in ländlichen Räumen beschäftigt, zeigte sich auch im anschließenden Austausch. Der wurde bei einem syrischen Büffet noch fortgesetzt. Für eine wunderbare musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgte das Stahlberg-Trio.
Info
Hier finden Sie weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt.