Der Donnersbergkreis hat es wieder einmal selbst
erlebt. Die Kreisstraße K17 musste
in Höhe Obermoschel saniert werden. Allerdings gab es im Unterbau der Strecke
Materialien mit einem erhöhten Schadstoffgehalt. Dieser ist geogen bedingt
durch den Quecksilberabbau in der benachbarten ehemaligen Grube Carolina. Das
Aushubmaterial musste zum Recycling nach Nordrhein-Westfalen gebracht werden,
da es in Rheinland-Pfalz keine dafür geeignete Deponie gibt. Alles in allem
kostet das den Landkreis eine sechsstellige Summe. Ein Problem, mit dem er
nicht allein ist, wie sich jetzt bei einem von der Kreisverwaltung
ausgerichteten Fachgespräch in Kirchheimbolanden gezeigt hat. In der Stadthalle
– der ursprünglich angedachte Sitzungssaal im Kreishaus wäre wegen des großen
Interesses zu klein gewesen – kamen knapp 100 Vertreterinnen und Vertreter aus
Behörden, Politik und Wirtschaft zusammen, um darüber zu beraten, wie sich
solche Situationen vermeiden lassen.
Landrat Rainer Guth schilderte,
dass der Donnersbergkreis durch seinen namensgebenden Berg mit besonderen
geologischen Rahmenbedingungen zurecht kommen müsse. Schwermetalle bereiteten
die größten Probleme, bei jeder Baumaßnahme rund um die höchste Erhebung der
Pfalz aufs Neue. Ganze Dörfer seien auf Halden aus der Zeit des Bergbaus errichtet
worden. Und wenn das Material nicht zumindest im Nachbarbundesland Platz
findet, sondern gar nach Rotterdam zum Recycling gebracht werden muss, treibe
das einen Ort schnell in den Ruin. Immer wieder sehe er, dass stattdessen am
Wegesrand der Erdaushub zu Dämmen aufgeschüttet und begrünt werde – aus den
Augen, aus dem Sinn. „Wir müssen hier zu geordneten Strukturen finden“, forderte
Rainer Guth.
Auch der Ukraine-Krieg offenbart heimische Probleme
Dr. Wolfgang Eberle vom rheinland-pfälzischen
Umweltministerium bekräftigte während des von Florian Knappe vom Institut für
Energie- und Umweltforschung Heidelberg moderierten Gesprächs, dass dieses
Thema eine große Aufgabe im Bundesland, in Deutschland und darüber hinaus sei.
Doch die Kreislaufwirtschaft rücke zunehmend in den Fokus. Zum einen aus
Gründen des Umweltschutzes, denn die Verarbeitung der natürlichen Ressourcen
sei eine der Hauptklimaschädlinge. Und zum anderen, weil nicht zuletzt der
Krieg in der Ukraine gezeigt habe, wie wichtig die Möglichkeit für ein Land
ist, sich selbst mit Rohstoffen versorgen zu können. Dies sei allerdings eine
Aufgabe für Jahrzehnte, die in kleinen Schritten angegangen werde. Dr. Josef
Backes, ebenfalls vom Umweltministerium, hob hervor, dass die Vermeidung von
Bodentransporten Vorrang habe. Wenn dies nicht möglich sei, gehe es um die
hochwertige Wiederverwertung. Das Landesamt für Umwelt erarbeite gerade eine
Strategie dazu für Rheinland-Pfalz. Und eine im nächsten Jahr in Kraft tretende
bundesweite Regelung soll auch mehr Spielraum bei der Wiedernutzung von mit
natürlichen Stoffen „belasteten“ Böden gerade in den Gegenden geben, in denen
bestimmtes Material gehäuft auftritt.
Aus den Reihen des Publikums kam die Frage auf,
warum bei Baustellen der Boden nicht einfach wieder eingebaut werde, wenn er
dazu geeignet ist. Das spare Kosten und verringere Transporte. Ein Vertreter
der Bauwirtschaft sprach sich zudem für ein Bodenmanagement aus, das für einen
möglichst weiten Umkreis gelten solle. Nach Aussage von Günther Pietrzyk von
der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd sei es bereits so, dass der
Bodenaushub am besten wieder an Ort und Stelle zum Verfüllen genutzt werden
soll. Allerdings gebe er es nicht immer her, etwa wenn die Qualität für den
Straßenbau nicht ausreiche. Ein anderer Besucher wandte ein, dass die
Gewährleistung eben ein Problem darstellen könne.
Praktiker sehen diverse Probleme
Robert Leimkühler von der Stadtverwaltung in
Neustadt/Weinstraße schilderte die Erfahrungen der Kommune bei einem
Neubaugebiet auf dem Gelände eines ehemaligen Sportplatzes. Man habe hier das
meiste Material vor Ort lassen können, weil es nicht belastet gewesen sei. Und
nach Ansicht der SGD sei es ohnehin überlegenswert, zunächst überschüssigen
Bodenaushub zwischenzulagern und bei später anstehenden Projekten zu nutzen,
als ihn für viel Geld auf lange Reisen zu schicken. Auch durch die Anhebung des
Bodenniveaus bei Bauprojekten werde versucht, das Material wiederzuverwenden.
Günther Pietrzyk von der Struktur- und
Genehmigungsdirektion Süd stellte in seinem Vortrag die
Genehmigungsvoraussetzungen für die Zwischenlagerung von Bodenaushubmassen vor.
Die Praktiker aus dem Plenum schilderten die Problemlage, dass die
Zwischenlagerung bei fast jeder größeren Baustelle eine eminent wichtige
Thematik darstellt, die unter den gegebenen Rahmenbedingungen oft nicht zu
lösen ist.
Veranstaltet
wurde das Fachgespräch vom Landesamt für Umwelt; dem Ministerium für Klimaschutz,
Umwelt, Energie und Mobilität; der Architektenkammer Rheinland-Pfalz; dem Landkreistag
Rheinland-Pfalz; dem Städtetag Rheinland-Pfalz; dem Gemeinde- und Städtebund
Rheinland-Pfalz; der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz und der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz.