Da nach den Worten von Birgit Mohme, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal, die Menschen außerhalb des Betriebs eher weniger von der Lage der Firma mitbekämen, wurden sie auf dem Römerplatz gezielt angesprochen. Es wurden dabei Unterschriften für eine Zukunftsperspektive und somit für die Sicherheit der Arbeitsplätze gesammelt. Die sollen dem Arbeitgeber bei den nächsten Verhandlungen überreicht werden. Von Schwierigkeiten wären nämlich nicht nur das Werk selbst, sondern auch Zulieferer und andere Betriebe betroffen, also die gesamte Region. „Dann braucht es auch nicht mehr fünf Bäckereien an der Hauptstraße“, meinte Wladislaw Wolter, Politischer Sekretär der Gewerkschaft. Er sprach von einer kürzlich stattgefundenen emotionalen Betriebsversammlung bei Borg Warner, die er so noch nie erlebt habe. Die Belegschaft habe ihre Ängste deutlich zum Ausdruck gebracht. „Auch wenn jemand bei einer Bank einen Kredit will, ist das gerade schwierig, wenn man sagt, wo man arbeitet.“
Unterschrift für die Sicherheit der Arbeitsplätze bei Borg Warner
Huy sprach vom wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Vor zehn Jahren sei Borg Warner hier noch „eine Bank“ gewesen, jeder habe dort arbeiten wollen. Er verglich es mit der BASF: Wenn diese wanke, sei das für Ludwigshafen und die dortige Region ein so großes Problem wie mit Borg Warner für den Donnersbergkreis und die Umgebung. Was den Standort ausmache, sei das Knowhow der Beschäftigten. Würde das verlagert, wäre das verheerend. „Jeder kennt drei, vier Leute, die bei Borg Warner schaffen.“ Auch Huy zeigte sich mit seiner Unterschrift stellvertretend für den Landkreis solidarisch mit den Beschäftigten.
Nach Ansicht der IG Metall würde es ab 2024 schwierig ohne neue Projekte, spätestens ab 2026 würde man über den Standort an sich reden. Finanziell gehe es diesem noch gut, aber neue Projekte würden anderswo initiiert. Das sieht auch Peter Schmitt als Problem. Seit 39 Jahren arbeitet er im Werk, seit Oktober 2020 steht er dem Betriebsrat vor. Dieser habe Sorge um die Arbeitsplätze. Die Geschäftsführung könne nicht sagen, wie es in Kirchheimbolanden weitergeht. Von knapp 2000 Beschäftigten zu Hochzeiten arbeiteten hier ohnehin nur noch 1400. Man sei täglich im Dialog mit der Geschäftsführung vor Ort, die sich auch bemühe. Doch die Entscheidungen würden nun einmal auf der anderen Seite des Großen Teichs am amerikanischen Unternehmenssitz getroffen.
Statt in Kirchheimbolanden wird in Portugal in die Zukunft investiert
Obwohl die Belegschaft in Kirchheimbolanden „top motiviert“ und der Umsatz „top“ sei mit einem guten Gewinn, die Leute „top“ ausgebildet seien und trotz aller Widrigkeiten wie Materialengpässen vieles gestemmt werde, fehle hier ein Zeichen für die Zukunft – in Form neuer Projekte. „Wir können hier alles machen.“ Stattdessen werde in Portugal in den Elektromobilitätsbereich investiert. Und damit in die Zukunft.