So waren denn auch in der
abschließenden Runde nach knapp drei Stunden alle einer Meinung: Am Freitag,
22. September 2023, soll es eine vierte Expertenwerkstatt geben. Denn
Stiftungen und Genossenschaften können eine Chance sein – für Kommunen, denen
aufgrund leerer Haushaltskassen für bestimmte Projekte Mittel fehlen, für
Initiativen, die auf der Suche nach Lösungen zur Umsetzungen ihrer Projektideen
sind, verdeutlichte Landrat Guth. „Es liegt viel Geld auf den privaten Konten
in unserem Kreis. Stiftungen und Genossenschaften können eine Möglichkeit sein,
dass Teile davon zielgerichtet bei uns eingesetzt werden“, sagte der Landrat.
So sieht es auch Reiner Bauer, der
Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Kreisentwicklung und Klimaschutz
der Kreisverwaltung Donnersbergkreis. Das Thema Stiftungen und Genossenschaften
habe Fahrt aufgenommen. Ein Beispiel, was sich alles bewegen lässt, ist die
Bürgerstiftung Marienthal/Pfalz. Am 17. Juni 2011 wurde diese als Treuhandstiftung
der Bürgerstiftung Pfalz gegründet. „Wir haben damals gemerkt, dass wir im Zuge
der Dorferneuerung so langsam an unsere Grenzen gekommen sind und wollten eine
Möglichkeit haben, weitere Projekte umzusetzen“, verdeutlichte Richard Schmidt,
der Vorsitzende der Marienthaler Bürgerstiftung. Stiftungszweck sind die Denkmalpflege, Dorfentwicklung, Kunst und Kultur,
Kinder-, Jugend- und Altenhilfe, Natur- und Umweltschutz sowie die
Heimatpflege. Das Stiftungskapital von 25.000 Euro konnte sehr zügig bei den
Marienthaler Bürgerinnen und Bürgern eingesammelt werden. Als Treuhandstiftung
bestehe zudem die Möglichkeit, auf Verwaltungsleistungen und Dienstleistungen
sowie das breite Netzwerk der Bürgerstiftung Pfalz zurückzugreifen, wie Schmidt
erläuterte.
Ein weiterer Erfolg: Neben
Kirrweiler im Landkreis Südliche Weinstraße ist Marienthal als Zukunftsdorf
ausgewählt worden. Und hat damit die Chance, gleich mehrere größere Projekte
als Teil der Zukunftsdorf eG umzusetzen – von einer Zukunfts-Dorfsiedlung über
ein Dorfcafé, Car-Sharing bis hin zur Erweiterung der Gaststätte Blockhütte.
Vor wenigen Wochen wurde dies bei einer beeindruckenden Veranstaltung unter dem
Titel „1x Zukunft und zurück!“ vorgestellt. Mit der Gründung der gemeinnützigen
Marienthal GmbH bestehe so auch die Möglichkeit, Arbeitsplätze im Ort zu
schaffen, berichtete der Bürgerstiftungsvorsitzende. „Haben Sie keine Angst“,
ermutigte Richard Schmidt die über 20
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Expertenwerkstatt.
Als eine „Rechtsform für
Wohnungs(bau)projekte“ stellte Daniela Watzke Genossenschaften vor. Die
Gründungsberaterin des Genossenschaftsverbandes aus Neu-Isenburg berichtete,
dass es bundesweit rund 2600 Mitgliedsgenossenschaften gibt – in verschiedenen
Bereichen. Die Aufgaben des Verbandes sind Betreuung, Prüfung, Bildung,
Beratung, Interessenvertretung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
„Genossenschaften liefern Lösungen in vielen Bereichen und Geschäftsfeldern“, berichtete Watzke – von Finanzen über Energie, Wohnen, Mobilität, Gesundheit, Pflege, Ernährung, Landwirtschaft, Handel, Handwerk, Dienstleistungen, Digitalisierung, Infrastruktur, Kommunikation, Marketing, Medien, Kultur, Freizeit, Sport bis hin zur Bildung oder Regional-, Stadt-, Quartiers- und Dorfentwicklung.
Isabelle Schmidtholz, Geschäftsleiterin für Geschäftsentwicklung, Netzwerk & Kooperationen bei der entra Regionalentwicklung, die durch die Expertenwerkstatt führte, lud die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend zu Austauschrunden in das Café „Geg’nüber“ ein. Dabei wurde sich nicht nur über Stiftungen und Genossenschaften, sondern auch über die Idee der Einrichtung eines kreisweiten Vereins unterhalten, der zur Förderung des Stiftungswesens, Erstberatung, Vermittlung von Netzwerkpartnern oder der Grundlagenarbeit für kreisweit agierende Stiftungen dienen könnte. Ein Vorschlag, der bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Anklang fand.
Wie überhaupt der Austausch. So warb beispielsweise auch Udo Schönenberger, Aufsichtsrat der NordPfalzEnergie-Genossenschaft, für Stiftungen und Genossenschaften. Es sei nicht nur der richtige Zeitpunkt für solche Instrumente, sondern auch ein bedeutender Schritt für die Entwicklung der Region. Die nächste Auflage der Expertenwerkstatt Stiftungen und Genossenschaften – sie wird 2023 folgen.