An der Georg-von-Neumayer-Schule in Kirchheimbolanden fällt der Startschuss für die nächste Praxistag-Runde

    Ann-Carin Heckmann hat es vorgemacht. Vor ein paar Jahren, da besuchte sie noch die Georg-von-Neumayer-Realschule plus in Kirchheimbolanden, hatte sie am Praxistag teilgenommen und beim örtlichen Autoreifen-Servicebetrieb Pneuhage erstmals „Berufsluft“ geschnuppert. So gut hat es ihr dort gefallen, dass sie nach der Schule im selben Betrieb eine Ausbildung begann und nun kurz vor deren Abschluss steht. Am Montag fiel nun der Startschuss für den Praxistag 2.0 an der Georg-von-Neumayer-Realschule plus. Hierfür war auch Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig in die Kleine Residenz gekommen.  

    „Der Praxistag hilft auf jeden Fall“, sagt Ann-Carin Heckmann heute. „Weil ich das Praktikum gemacht hatte, hatte ich schon viel gelernt und konnte mich in meinem Ausbildungsbetrieb schnell einarbeiten.“ So wie Ann-Carin wollen es nun rund 9000 Schülerinnen und Schüler von 280 Schulen aus dem ganzen Land machen: beim Praxistag den Beruf fürs Leben finden. Weil das bei mittlerweile 324 Ausbildungsberufen gar nicht so einfach ist, schicken das rheinland-pfälzische Bildungsministerium und die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit das Erfolgsprojekt Praxistag in eine neue Runde. Das Programm, bei dem junge Menschen mindestens sechs Monate lang einmal pro Woche nicht die Schulbank drücken, sondern in Büros oder Betrieben, an Werkbänken oder in Steuerungszentralen die Arbeitswelt kennen lernen, ist nach dem Start im Jahr 2009 so erfolgreich verlaufen, dass es nun als „Praxistag 2.0“ fortgesetzt wird, wie das Ministerium für Bildung mitteilt.

    Passt ein Job zu mir?

    „Nicht nur das Beispiel von Ann-Carin zeigt: Der Praxistag ist ein Erfolgsmodell. Und weil sich das so gut bewährt hat, läuten wir heute gern die nächste Runde ein“, sagte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig beim offiziellen Kickoff zum Praxistag 2.0 am Montag in der Georg-von-Neumayer-Realschule plus. Denn die Bedeutung einer funktionierenden Berufsorientierung könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: „Was mache ich nach der Schule? Das ist für junge Menschen eine Gretchenfrage, die bis dahin vielleicht wichtigste, die sich in ihrem Leben stellt. Da braucht man Hilfestellung, Rat und Tat, Zuspruch und Einordnung. Genau das bietet der Praxistag. Denn hier lernen Schülerinnen und Schüler „on the job“, wie es in der Arbeitswelt und in dem Beruf, für den sie sich entschieden haben, zugehen wird. So bekommen sie am besten ein Gefühl dafür: Passt ein Job zu mir? Und wenn nicht – welche Tür steht mir stattdessen offen?“

    Davon zeigte sich auch Landrat Rainer Guth angetan: Es sei wichtig, die jungen Menschen zu fördern. Die Georg-von-Neumayer-Realschule plus sei hier eine Vorzeigeschule. „Wichtig ist aber auch, dass wir hier noch stärker die Betriebe mitnehmen, ihnen die Vorzüge des Praxistages aufzeigen“, hob der Landrat hervor.

    In Deutschland einmalig

    Insgesamt nehmen Bildungsministerium und BA etwa 17 Millionen Euro in die Hand, um rund 9000 jungen Menschen aus den Klassenstufen 8 und 9 einen Tag pro Woche in einem der zirka 5000 teilnehmenden Unternehmen zu ermöglichen. Vorbereitet wird der Praxistag in der Schule durch Bewerbungen der Schülerinnen und Schüler, die dann mit den Angeboten der beteiligten Firmen zusammengeführt werden. Dieses Langzeitpraktikum geht über mindestens ein halbes oder ein ganzes Jahr. Die Schülerinnen und Schüler werden durch ihre Lehrkräfte, die Betriebe und die Berufsberatung eng begleitet, so werden Zwischenstandgespräche geführt und die Praxistagzeit mit zusätzlichen Projektmaßnahmen unterlegt. Dieses Projekt ist damit in Deutschland einmalig.

    „Für Schülerinnen und Schüler ist die frühzeitige, vorausschauende berufliche Orientierung sehr wichtig, damit sie sich gut zurecht finden in der Vielfalt der sich bietenden Wege“, so Reinhilde Willems, Geschäftsführerin operativ der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland. „Jeder Schritt in Richtung einer Ausbildung in einen erfüllenden Beruf ist ein Schritt in Richtung einer guten Basis für die lebenslange berufliche Entwicklung. Für die Unternehmen bietet sich im Rahmen der berufsorientierenden Praxistage die Plattform, durch eigenes Engagement einen persönlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung der Zukunft zu gestalten. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Berufswahlentscheidung, der Erwerb der hierfür erforderlichen Kompetenzen und die Entwicklung eines realistischen Bildes von der Arbeitswelt und von Berufen sollen dazu beitragen, dass der Übergang von der Schule in den Beruf reibungslos erfolgen kann und Ausbildungsabbrüche vermieden werden. Der Praxistag 2.0 ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Berufsorientierung. Der Präsenz unserer Berufsberaterinnen und -berater an den Schulen kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu.“

    Vertieftes Praxislernen

    Dass der Praxistag funktioniert belegen nicht nur die erfolgreiche Vermittlungen, sondern auch ein Evaluationsbericht aus dem Jahr 2021: Demnach haben sich das Wissen über Berufsorientierung, die Schlüsselkompetenzen und Berufswahlkompetenzen der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler verbessert. Dasselbe gilt für die Wahrscheinlichkeit, den passenden Beruf zu finden. Der Praxistag wird insgesamt als sehr wirksam eingeschätzt, weil er vertieftes Praxislernen ermöglicht und die Ausbildungsreife verbessert – bei einem gesunden Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Auch das Echo der Lehrkräfte ist sehr positiv.

    „Der Praxistag ist auch deshalb ein Erfolgsmodell, weil hier ganz viele Partner Hand in Hand arbeiten. Mein Dank gilt allen Beteiligten bei der Bundesagentur für Arbeit, beim Pädagogischen Landesinstitut (PL), der Schulaufsichtsbehörde ADD und im Ministerium für Bildung. Und natürlich ganz besonders den Schulen, von denen einige wie die Georg-von-Neumayer-Realschule plus schon von Beginn an mit dabei sind. Berufsorientierung heißt für die Schulen und die Lehrkräfte auch, Zeit und Engagement zu investieren. Der Einsatz im Praxistag lohnt sich, weil er jungen Menschen bei wichtigen Entscheidungen begleitet und unterstützt“, so Dr. Stefanie Hubig.

    Das wurde auch bei einer Gesprächsrunde in der Schule deutlich, an der neben der Bildungsministerin, Reinhilde Willems, Landrat Guth, Schulleiter Jörg Oeynhausen und Ann-Carin Heckmann, die Neuntklässler Nikita Markin und Melissa Stein sowie Vertreterinnen und Vertreter von Pneuhage, dem Art-Hotel Braun und dem Seniorenzentrum Wolffstift in Kirchheimbolanden teilnahmen. So berichteten unter anderem Nikita Markin und Melissa Stein von ihren Praxistag-Erfahrungen bei Pneuhage und im Seniorenzentrum Wolffstift. „Ich bin den Betrieben, die sich am Praxistag beteiligen, dankbar. Der Donnersbergkreis sticht hier schon heraus. Auch dank der Wirtschaftsförderung, die der Kreis macht“, sagte Schulleiter Jörg Oeynhausen.

    Weitere Infos


    Fotos: Kreisverwaltung Donnersbergkreis

    Auf unserer Internetseite werden Cookies verwendet, um unsere Webseite für Sie möglichst benutzerfreundlich zu gestalten. Durch die weitere Nutzung der Seite, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Die Möglichkeit persönliche Einstellungen zu Cookies vorzunehmen und weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.