„Ich hoffe, dass die Taube den Frieden
bringt, dass sie Glück bringt“, sagte der Landrat in Richtung der
Vertreterinnen und Vertreter der Organisation Regional Analytical Center. „Wir
wissen alle, dass Krieg keine Lösung ist, sondern dass es nur mit reden geht –
miteinander reden. Ich hoffe, dass alle Beteiligten an einen Tisch kommen und
das Sterben sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufhört“, hatte Rainer
Guth zuvor betont.
Im Jahr 2015 wurde die Organisation Regional Analytical Center gegründet. Das Ziel war in den ländlichen Gebieten südlich der Hafenstadt Odessa für mehr Bürgerbeteiligung und Demokratieförderung sowie für interkulturellen Dialog einzutreten, wie Svitlana Hud und Toni Tancevski berichteten. Denn so wollte RAC der zunehmenden Entfremdung der Menschen von der Politik und ihren Entscheidungen sowie zunehmenden sozialen Spannungen innerhalb der Bevölkerung entgegentreten.
Dialoggruppen wurden aufgebaut, die die
Menschen motivieren und befähigen, sich untereinander und gegenüber der Politik
zu verständigen und an positiver Veränderung zu arbeiten. „Wir versuchen der
Regierung auch zu vermitteln, dass die Bürgerinnen und Bürger die Amtssprache
verstehen müssen. Denn Bürgersprache und Amtssprache sind oftmals verschieden“,
berichtete Svitlana Hud – übersetzt von Valentyna Vlasiuk, der neuen
Beschäftigungspilotin bei der Kreisverwaltung Donnersbergkreis.
Unterstützung gab und gibt es auch aus Deutschland: Das ForumZFD unterstützt die Organisation bei deren Arbeit. ZFD steht für Forum Ziviler Friedensdienst e.V. und wurde im Jahr 1996 von Friedens- und Menschenrechtsgruppen gegründet – als Reaktion auf die Balkankriege. Seitdem setzt sich dieses für die Überwindung von Krieg und Gewalt ein. „Wir bilden Menschen aus, die in Konfliktregionen an Konflikten arbeiten“, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Knabe.
Mit
dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich auch die Arbeit des Regional Analytical
Centers verändert, wie Svitlana Hud und
Toni Tancevski verdeutlichten. Besonderes Augenmerk liegt auf den Bedürfnissen
der Menschen, die besonderen Schutz brauchen: Kinder, Binnengeflüchtete, ältere
Menschen, Alleinstehende, Menschen mit Behinderung. Auch kümmert sich die
Organisation darum, dass Kinder möglichst gut miteinander auskommen –
diejenigen, die schon lange in der Region leben und diejenigen, die, teils mit
traumatischen Fluchterlebnissen, neu angekommen sind. „Viele Organisationen
haben das Land verlassen – Regional Analytical Center ist geblieben“, sagte Svitlana
Hud – und zeigte sich dankbar. „In Kriegszeiten rücken Menschen zusammen,
helfen sich, versuchen stark zu sein.“ Sie zeigte sich angetan von
Kirchheimbolanden, erkundigte sich um das Wohlbefinden der hier angekommenen,
vor dem Krieg geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer. Diese wiederum hatten
einen wunderbaren Imbiss mit ukrainischen Spezialitäten vorbereitet.
„Nach
dem Überfall auf die Ukraine, als wir gesehen haben, dass es keinen schnellen
Frieden gibt, war klar, dass unsere Friedenstaube in die Ukraine fliegen muss. Uns
war es wichtig, den Menschen in der Ukraine ein Zeichen zu senden, eine Botschaft,
dass sie nicht vergessen sind“, sagte Norbert Willenbacher, der Sprecher des Arbeitskreises
Friedenstage, der auch die Preisverleihung moderierte. „Irgendwann muss es
wieder eine friedliche Koexistenz mit Russland geben. Man weiß nicht wie und
wann, aber dafür steht unsere Friedenstaube“, so Norbert Willenbacher.
Sehr
gerne würde der Landrat diese zusammen mit Ludger Grünewald, dem Sprecher der
Kirchheimbolander Gruppe von Amnesty International, im kommenden Jahr in der
Ukraine abholen. Dann in friedlichen Zeiten. Der Ölzweig, den die Taube im
Schnabel hält, soll dann vor Ort bleiben. Denn dieser behält traditionell der
jeweilige Preisträger.
Großen
Respekt zollte der Landrat dem Engagement des Regional Analytical Centers. Die
Netzwerke, die man aufgebaut habe, seien nun als Helfer in der Not eine große
Hilfe. Die Organisation kümmere sich um Benachteiligte, um Menschen auf dem
Land, die abgeschnitten wurden von der Versorgung, um Kinder, um Bedürftige.
Norbert Willenbacher sprach zum Ausklang der Preisverleihung von einem bewegenden Abend – „ohne Bitterkeit, ohne Hass“. Daran hatte Maria Korchak, eine weitere Ukrainerin, einen großen Anteil, die mit ihrer Bandura und ihrem Gesang die Besucherinnen und Besucher begeisterte. Pfarrer Erhard Elsner gab die Erläuterungen zu den jeweiligen Liedern.