„Es
ist ein Thema, das mit dem heutigen Beschäftigungsgipfel sicher nicht erledigt
sein wird.“ Als Reiner Bauer, der Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung,
Standortentwicklung und Klimaschutz sowie Moderator des abendlichen Teils der
Veranstaltung, diese Worte zum Ausklang sprach, erhielt er aus dem Publikum
zustimmendes Kopfnicken. Die Gäste wiederum nahmen aber zahlreiche Impulse,
Ideen und auch Kontakte mit – ganz so, wie es das Ziel der Premiere des
„Donnersberger Beschäftigungsgipfels“ war.
Dieser startete am Nachmittag mit einem sehr vielfältigen Chancentreff für Ein- und Umsteiger. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher – darunter viele vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen – nutzten die Gelegenheit, um mit den rund 25 vertretenen Unternehmen und Institutionen ins Gespräch zu kommen – ganz zwanglos. Adeline Weiler und Tobias Zirker, die den Nachmittagspart moderierten und bei denen die organisatorischen Fäden zusammenliefen, hatten sogar für Übersetzerinnen gesorgt. So stand einer intensiven und interessanten Kommunikation nichts im Wege.
600 Stellenangebote und interessante Impulse
Zudem
gab es an einer langen Stellwand im Eingangsbereich des oberen Teils der Donnersberghalle
rund 600 Stellenangebote aus der Region. Darüber hinaus setzten Referentinnen und
Referenten Impulse zu verschiedenen Themen: Susanne Loch, Teamleiterin
Arbeitgeberservice bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, gab
Einblicke in Unterstützungsangebote der Agentur für Arbeit und des Jobcenters.
Stefanie Lenz, Teamleiterin Fachkräftesicherung bei der Industrie- und
Handelskammer (IHK) für die Pfalz, zeigte Perspektiven und Beratungsangebote
der IHK auf. Moritz Wunderlich stellte KAUSA – die Koordinierungsstelle für
Ausbildung und Migration der Handwerkskammer der Pfalz vor und Valentyna Vlasiuk
sowie Claudia Scholl berichteten von ihrer Tätigkeit als Beschäftigungspilotinnen
für Ukraine bei der Kreisverwaltung Donnersbergkreis.
Beispiele aus der Praxis
Auch das Abendprogramm – das den Titel „After
Work: Internationale Fachkräftegewinnung“ hatte – bot verschiedene Ansätze. So
gab es auch hier Impulse, eine kleine Talkrunde und darüber hinaus sehr
interessante Einblicke in Praxisbeispiele, wie die Gewinnung von Fachkräften
aus anderen Ländern gelingen kann. In Form von Videos, die von der
Kreisverwaltung produziert wurden, konnten die Besucherinnen und Besucher so sehen,
welche Wege die KOB GmbH in Wolfstein, das Evangelische Diakoniewerk ZOAR, das
Parkhotel Schillerhain in Kirchheimbolanden und das Eisenberger Erdbeerland
Funck gegangen sind beziehungsweise gehen. Auf der Bühne gab es dann zudem
weitere Einblicke: Rebecca Funck, die Chefin des Erdbeerlandes, verriet
beispielsweise, dass sie einen zweiwöchigen Intensiv-Rumänisch-Kurs in Bukarest
besucht hatte. Denn sie wollte verstehen, was die Sorgen, Nöte und Anliegen
ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. ZOAR-Direktorin Martina Leib-Herr
berichtete, dass von sieben Auszubildenden aus Albanien fünf beim Evangelischen
Diakoniewerk geblieben sind. Michael
Bohrmann, Head of Human Resources & Business Services bei der KOB GmbH,
erzählte von der Suche nach Textilfachkräften des Unternehmens in Portugal und
Alexander Wurster, der Geschäftsführer des Parkhotels Schillerhain und
gleichzeitig Kreisvorsitzender
im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga),
warb dafür, bürokratische Hürden abzubauen. „Im Gastgewerbe gibt es viele
Kleinstgewerbe. Da muss der Unternehmer dann nicht nur im täglichen Geschäft
ran, sondern auch den Bürokratiewahnsinn mitmachen“, sagte Alexander Wurster.
„Es ist wichtig, dass wir die Themen ansprechen, dass sie benannt werden, dass man sich darüber austauscht. Wir bewegen uns in vielen Themen so ein bisschen im Wasserkopfbereich“, meinte Landrat Rainer Guth. Er warb für ein Einwanderungsgesetz und gleichzeitig dann auch die Möglichkeit, Personal für den Bereich Integration bei der Kreisverwaltung einstellen zu können. Denn bislang sei die Ausländerbehörde eine reine Asylabteilung.
Rund 5800 Fachkräfte im Kreis über 55 Jahre
Zudem gab es auch am Abend weitere
interessante Impulse: Peter Weißler, Vorsitzender der Geschäftsführung der
Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, wagte einen Ausblick in das Thema
Fachkräftegewinnung und zeigte dabei auch die Herausforderung auf, die der
demografische Wandel mit sich bringt. Denn rund 5800 der zirka 21.700 Beschäftigten
im Donnersbergkreis sind älter als 55 Jahre. Heißt: Fachkräfte in größerer
Anzahl werden in den Ruhestand wechseln. Andererseits biete eine solche
Herausforderung auch Chancen. Lisa Weigand und Andreas Adelmann stellten die
Zentrale Ausländerbehörde für Fachkräfteeinwanderung Rheinland-Pfalz in
Kaiserslautern vor. Diese ist im beschleunigten
Fachkräfteverfahren für den Arbeitgeber und für die Fachkraft der zentrale Ansprechpartner
und Verfahrensmittler. Sie berät den Arbeitgeber zu Fragen der Einwanderung seiner
Fachkraft und schlägt gegebenenfalls denkbare Alternativen vor.
York Wilhelm Scheile, Referent der Abteilung Arbeit und Transformation im Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz, stellte Maßnahmen des Landes zur Gestaltung der Transformation der Arbeitswelt vor. „Es ist wichtig, dass wir auf allen Ebenen zusammenarbeiten“, betonte er. Mit Stefan Sefrin gibt es auch einen Transformationsbegleiter, der für den Donnersbergkreis zuständig ist.
Ein großes Thema, das hob Landrat Guth
hervor, sei aber auch die Suche nach Wohnraum. Der Kreis versucht hier zusammen
mit den Verbandsgemeinden neue Wege zu gehen, um solchen zu schaffen. „Wir
haben riesengroße Probleme, für Zugewanderte Wohnungen zu finden“, sagte Rainer
Guth.
Einig waren sich alle, dass für die Gewinnung von Fachkräften auch kreative, innovative Ideen und Ansätze vonnöten sind. Auch darüber wurde sich im Anschluss noch bei einem Imbiss ausgetauscht. Die Fachkräftegewinnung ist ein bedeutendes Zukunftsthema – das wurde bei der Premiere des „Donnersberger Beschäftigungsgipfels“ deutlich.