Die Kreisverwaltung hatte sich für die Erstellung eines solchen Leitfadens um Fördermittel beim Land Rheinland-Pfalz bemüht. Nun kam die positive Rückmeldung aus Mainz: 15.000 Euro werden zur Verfügung gestellt. Das wiederum gibt dem Kreis die Möglichkeit, erfahrene Kräfte für ein solches Projekt ins Boot zu holen: das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V., kurz ISM. Wie Judith Mattern-Denzer berichtete, wurden hier auch bereits die nächsten Schritte besprochen. So wird von ISM-Seite vorgeschlagen, eine Steuerungsgruppe zu bilden, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ausländerbehörde, des Sozialamtes, des Jugendamtes sowie die Integrationsbeauftragte Prof. Dr. Erika Steinert und zwei Mitglieder des Beirates für Migration und Integration des Donnersbergkreises angehören sollen.
Zudem soll im nächsten Jahr in größerer Runde ein Strategieworkshop stattfinden, um dann auch Leitlinien festzulegen. „Ziel ist es, dass der Leitfaden Anfang des dritten Quartals 2023 fertiggestellt ist“, sagte die Leiterin der Sozialabteilung der Kreisverwaltung. Im September hatten mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedensten Bereichen bei einem Auftaktworkshop bereits einige Ideen entwickelt, auch manche Probleme aufgezeigt. Judith Mattern-Denzer berichtete bei diesem Workshop, dass auf dem Weg zu einem Integrationsleitfaden in sieben Handlungsfeldern gearbeitet werden soll: Ankommen, Sprache/Bildung, berufliche Integration, Kita und Schulen, Frauen, gesellschaftliche Teilhabe sowie Beratungsstellen. Das Ziel ist es, hier gemeinsam einen Integrationsleitfaden mit Personen aus verschiedensten Bereichen zu erarbeiten.
Wohnraum weiterhin dringend benötigt
Wie die Sozialabteilungsleiterin zudem in der Sitzung des Beirates für Migration und Integration mitteilte, wurden seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine mehr als 1130 geflüchtete Menschen aufgenommen. Damit überschreitet der Donnersbergkreis die prozentuale Verteilquote um über 40 Prozent. Weil Wohnraum fehlt, hat die Kreisverwaltung beim Land darum gebeten, dass zunächst keine weiteren Geflüchteten dem Donnersbergkreis zugewiesen werden. Dennoch kommen noch Ukrainerinnen und Ukrainer in geringen Zahl zu uns, wenn beispielsweise die Familien schon im Donnerbergkreis leben. Kreis und Verbandsgemeinden machen sich aktuell intensiv Gedanken darüber, wie weiterer Wohnraum geschaffen werden kann. „Die Situation ist ziemlich angespannt“, sagte Judith Mattern-Denzer. Zudem wird die ehemalige Jugendherberge in Steinbach auch nur noch bis Ende März als Unterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung stehen.
Beschäftigungspilotinnen sind gestartet
Eine weitere positive Nachricht: Dank Mittel des
Europäischen Sozialfonds ist es der Kreisverwaltung möglich, zwei
Beschäftigungspilotinnen einzustellen. Beide Mitarbeiterinnen sind dieser Tage
gestartet. Zielgruppe der Beschäftigungspilotinnen sind vorübergehend
schutzsuchende Menschen aus der Ukraine, bei denen keine Schulpflicht mehr
besteht. Die Aufgabe der Beschäftigungspilotinnen soll es sein, den Menschen in
verschiedenen Bereichen – Arbeit- und Ausbildung, Sprachkurse, Kinderbetreuung
oder Wohnungssuche – eine Unterstützung anzubieten, um eine Integration ins
Arbeitsleben zu erreichen.
Zudem wies die Sozialamtsleiterin auf den „Donnersberger Beschäftigungsgipfel“ am 30. November in der Donnersberghalle in Rockenhausen hin.
Rechtskreiswechsel Thema im Beirat
Thema in der Sitzung war auch der Rechtskreiswechsel. Seit
dem 1. Juni sind nicht mehr die Kommunen, sondern die Jobcenter für die
finanzielle Unterstützung der Flüchtlinge aus der Ukraine zuständig. Somit
greift hier nicht mehr das Asylbewerberleistungsgesetz, sondern das
Sozialgesetzbuch (SGB) II, also das Arbeitslosengeld II, besser bekannt als Hartz
IV. Darauf hatten sich Bund und Länder geeinigt. Es gibt jedoch eine Ausnahme:
Wer bereits eine Rente bezieht – und beziehungsweise oder die Regelaltersgrenze
erreicht hat –, für den ist weiter die kommunale Seite zuständig, weil hier die
Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch XII gezahlt werden. Dieser Wechsel sei
„sehr schwierig, sehr holprig“ gewesen, wie Integrationsbeauftragte Prof. Dr.
Erika Steinert sagte. Von Seiten des Gremiums wurden hier manche Wünsche
geäußert, beispielsweise die Möglichkeit, Termine online zu buchen oder eine
direkte Durchwahl für Mitglieder der Helferkreise, welche die bei uns
ankommenden Menschen bei solchen Vorgängen unterstützen möchten. Ziel müsse es
sein, das betonte auch Ender Önder, der Vorsitzende des Beirates, dass alle
zuständigen Stellen und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bestmöglich
zusammenarbeiten.
Integreat soll weiterentwickelt werden
Eine dieser Unterstützungen soll auch die Integreat-App sein. Sebastian Stollhof, der Leiter der Stabsstelle Büro des Landrats, gab einen Einblick in die im April eingerichtete Plattform. Hier konnte innerhalb von nur zwei Wochen ein mehrsprachiges Angebot geschaffen werden, um die im Donnersbergkreis ankommenden Menschen bestmöglich zu unterstützen, aber auch um eine Unterstützung für die zahlreichen Helferinnen und Helfer zu schaffen. Vorteil der Plattform sei, dass sie mit dem Smartphone als App, am Computer als Homepage und zudem als Broschüre genutzt werden kann, indem man sich die Inhalte in Form einer pdf-Datei herunterlädt. Nachdem derzeit noch der Schwerpunkt auf die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchteten Menschen, die im Donnersbergkreis ankommen, liegt, soll es in einem nächsten Schritt an die Weiterentwicklung und auch thematische Ausdehnung der App gehen. Hier soll es einen Workshop geben, an dem möglichst auch Personen aus den Helferkreisen wie auch geflüchtete Menschen teilnehmen sollen. Sebastian Stollhof dankte allen, die sich mit Beiträgen an der Entwicklung der Plattform einbringen und warb dafür, aktiv an der App mitzuwirken, um das Angebot weiter zu verbessern.
Vorschläge für nächsten Integrationspreis
Beiratsvorsitzender Ender Önder gab außerdem einen Rückblick auf die Tätigkeiten des Gremiums in diesem Jahr. Vorgesehen sei, dass von Seiten des Vorstandes auch Austauschgespräche mit der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden sowie den Stadtbürgermeistern erfolgen. Zudem schlägt der Beiratsvorstand für den nächsten Integrationspreis den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes vor, aufgrund der Verdienste um die Unterbringung und Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge. Einen weiteren Vorschlag gab es von Beiratsmitglied Luise Busch. Sie hob die ehrenamtliche Arbeit des Willkommenszentrums in Rockenhausen hervor: „Was hier vom Verein Donnersberger Integrationsinitiative geleistet wird, ist beeindruckend.“
Fotos: Kreisverwaltung Donnersbergkreis/Integreat