„Es ist wichtig,
dass wir schauen, wie wir uns als Region aufstellen, um eine gute
Gesundheitsversorgung zu erreichen. Auch für die Menschen, die in unseren
vielen kleinen Orten leben. Wir müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten“, betonte
Bundestagsabgeordneter Matthias Mieves. Denn, das verdeutlichte das Mitglied
des Gesundheitsausschusses: Das Gesundheitssystem steht vor Herausforderungen.
Ein großes Thema ist so die Ambulantisierung. „Es gibt viele Dinge, die bei uns
noch im Krankenhaus gemacht werden, in anderen Ländern aber bereits ambulant
durchgeführt werden“, verdeutlichte es der Abgeordnete. Das biete auch Chancen,
etwa für mehr dezentrale ambulante Konzepte. „Es ist besser, jetzt
parteiübergreifend und ebenenübergreifend in einen konstruktiven Dialog zu
treten. Wenn wir das nicht machen, werden die Veränderungen auch kommen – nur
geben wir den Einfluss auf“, hob Matthias Mieves hervor – auch mit Blick auf
die finanzielle Situation der Kliniken.
Denn diese sieht
landauf, landab nicht rosig aus. „Wir wissen, dass die Krankenhäuser aktuell in
akuter finanzieller Not sind“, sagte der Abgeordnete. Von Bundesseite solle
deswegen ein Paket in Höhe von 6 Milliarden Euro auf den Weg gebracht werden.
Ebenso sei eine Änderung der Art der Finanzierung vorgesehen: Weg vom
bisherigen Fallpauschalensystem hin zu Vorhaltepauschalen. „Im Moment bekommt
ein Krankenhaus Geld, wenn konkrete Dinge an einem Menschen vorgenommen werden.
Ein Krankenhaus hat aber auch gewisse Fixkosten, diese sind nicht abgedeckt.“
Deswegen sei eine Änderung hin zu Vorhaltepauschalen angedacht.
Ein Weg, den
auch Thorsten Hemmer, der neue Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums, grundsätzlich begrüßt. Er verdeutlichte die Systemprobleme
der stationären Gesundheitsversorgung am Beispiel der Westpfalz-Klinikum GmbH.
„Wir Kliniken haben mehr oder weniger zwei Finanziers, das eine sind die
Krankenkassen. Damit finanzieren wir unsere laufenden Betriebskosten. Das
andere sind die Investitionskosten, das finanziert uns das Bundesland“, sagte
der Geschäftsführer. Dass derzeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie rund 250
Betten über die vier Standorte Kaiserslautern, Kusel, Rockenhausen und
Kirchheimbolanden gesperrt sind, stelle das Klinikum vor große Probleme. „In
Summe haben wir so aktuell ein
ganzes Krankenhaus nicht in Betrieb“, berichtete Thorsten Hemmer.
Hinzu komme eine
hohe Fluktuation in der Belegschaft, das Fachkräfteproblem und somit auch ein
überlastetes Personal. Dem Westpfal-Klinikum drohe in den nächsten Jahren –
zumindest bis eine Änderung der Art der Finanzierung erfolgt ist – ein
jährliches Defizit von 25 Millionen Euro. Hinzu komme fehlende Liquidität für
Investitionen. „Wenn sich nicht kurzfristig etwas ändert, werden wir
Versorgungsengpässe und Finanzierungsengpässe bekommen. Die Perspektive stimmt.
Aber wir müssen erst einmal durch dieses Tal kommen“, sagte der
Geschäftsführer. Selbst stemmen kann das Klinikum diese Defizite nicht. Hilfe könnten neben den, aus Sicht des Klinikums
gegenwärtig noch zu geringen, Mittel
vom Bund auch Kredite sowie eine höhere finanzielle Unterstützung für
Investitionen von Seiten des Landes sein.
Landrat Rainer Guth wie auch die Kreistagsmitglieder zeigten sich dankbar für diese Einblicke von Matthias Mieves und Thorsten Hemmer. Guth: „Probleme muss man angehen, wenn sie entstehen. Es werden sich Möglichkeiten in der Gesundheitsversorgung eröffnen. Diese müssen wir ergreifen und phantasievoll vorgehen.“ Wichtig, das betonten Landrat wie Kreistagsmitglieder, sei dabei ein parteiübergreifendes, verlässliches Vorgehen, um die Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Ebenso, das betonten Ratsmitglieder, keine vorschnellen Entscheidungen, bevor nicht künftige Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung klar sind – und Lösungen zu erarbeiten, die möglichst längerfristig der Region dienen.
Foto: fernando zhiminaicela auf Pixabay