Seit anderthalb Jahren arbeitet Adeline Henning im Kreishaus
als Bildungskoordinatorin für Menschen, die in den Donnersbergkreis neu
zugewandert sind. Das bisher größte Projekt war (nach umfangreicher Bestandsaufnahme
relevanter Fakten zu jedem einzelnen der rund 1000 Flüchtlinge) die Ausbildung von
hilfsbereiten Ehrenämtlern zu „Job Coaches“. Diese sind inzwischen aktiv tätig
und können erste Erfolge vorweisen.
Die Erfolgsgeschichte
eines Job Coaches sei hier beispielhaft erzählt. In deren Mittelpunkt steht der
Syrer Qusai A., der in seiner Heimat Mathematik unterrichtet hat. Seine
gefährliche Flucht über das Mittelmeer endete vor ca. drei Jahren in Rockenhausen.
Hier besuchte er mit viel Ehrgeiz die von ehrenamtlichen Helfern organisierten
Deutschkurse, half im Bauhof der Verbandsgemeinde ebenso mit wie bei der
Rockenhausener Tafel. Regelmäßig besuchte Qusai A. auch das Café KOMM, das in
Rockenhausen ein wichtiger Treffpunkt für Geflüchtete und Helfer darstellt.
Hier begegneten sich auch Qusai und sein späterer Job Coach Monika C. Mit der
Frage: „Kannst du mir die deutsche Grammatik erklären?“, fing alles an. Wie es
weitererging, erzählt Monika C. mit ihren eigenen Worten: „Als frisch gebackene Rentnerin, für die Grammatik kein Fremdwort ist,
bejahte ich natürlich damals Qusais Frage. Sie war es, die mich letztendlich
zum Jobcoach werden ließ.
Zweimal wöchentlich Deutsch intensiv. Unterstützung
bei behördlichen Angelegenheiten. Viele Telefonate und „administrative Kämpfe“,
Jobcenter, Praktika, Ausländerbehörde. Orientierungskurs, Sprachkurse B1, B2.
Die ganze Palette. Auf einmal war ich Patin. Trotz der immer wieder
auftretenden großen und kleinen vorwiegend behördlichen Stolpersteine erlangt
Qusai mit viel Fleiß und eisernem Willen in relativ kurzer Zeit ein
Sprachniveau Deutsch B2, unbedingte Voraussetzung für eine Ausbildung in
Deutschland...am liebsten im medizinischen Bereich.“
In Syrien hatten die finanziellen Mittel nicht für ein
Medizinstudium gereicht. Jedoch hat Qusai A. in der Apotheke seines Bruders
Kenntnisse über die Wirkstoffe von Arzneimitteln und zur medizinischen Erstversorgung
erworben. Und daran konnte er nun anknüpfen. Mit der Ausbildung zum
Operationstechnischen Assistenten, die Qusai A. am 1. Oktober 2018 beim
Westpfalz-Klinikum begonnen hat, ging für ihn in gewisser Weise ein Traum in
Erfüllung. Job Coach Monika C. weiß, dass es eine große Herausforderung sein
wird, das gesamte Spektrum der medizinischen Terminologie zu erlernen und zusätzlich
die deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. Gut, dass Qusai dabei weiterhin
mit der uneingeschränkten Unterstützung seines Coaches rechnen kann.
Übrigens: In Eisenberg ist durch Anneliese Ecker-Henn
eine Job Coach- Sprechstunde eingerichtet worden, die jeden 2. Mittwoch im
Monat im Treff International (Pestalozzistraße 2) stattfindet. Neuzugewanderte
bekommen dort Unterstützung bei der Jobsuche, dem Erstellen von
Bewerbungsunterlagen und der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt. Auch in anderen
Verbandsgemeinden sollen künftig solche Sprechstunden angeboten werden.
Wer Interesse hat, selbst als Job Coach tätig zu
werden, kann sich gern an Adeline Henning
wenden, die im Kreishaus unter Tel. 06352 / 710-344 erreichbar ist.