Die
Aussage im Helmut Schmidt zugeschriebenen Zitat: „Wer Visionen hat, sollte zum
Arzt gehen“, trifft nicht den Geschmack von Landrat Rainer Guth. Bei seiner
Ansprache zum Neujahrsempfang im gut besuchten Haus Gylnheim zeichnete er
vielmehr eine wunschgemäße Vorausschau dazu, wie es bis zum Jahr 2030 im
Donnersbergkreis aussehen könnte oder sollte. Tourismus, Wirtschaft und
Infrastruktur zählten dabei ebenso wie Klimaschutz, Kitas, Hospiz und
interkommunale Partnerschaften zu den angesprochenen Themenfeldern. Der
Musikverein Göllheim hatte das Publikum vorab mit einem Medley aus "Mary
Poppins" ins neue Jahr begleitet und wünschte allen einen
"zauberhaften" Jahresverlauf. Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller
zeigte sich erfreut darüber, dass Göllheim als Ort des Geschehens gewählt
wurde. Der jährliche Wechsel durch Verbandsgemeinden und Gemeinden zeige
Verbundenheit und stelle Kontakt zu den Bürgern her.
Weil sich in der „Donnersberger Familie“ ohnehin fast jeder kenne,
verzichtete der Kreischef diesmal auf namentliche Begrüßungen und stieg gleich
thematisch ein. Für die Jetztzeit sprach er von „zwei Damoklesschwertern“, die
das Leben – auch im Donnersbergkreis – überschatten: Erstens die Bedrohung des Weltfriedens
durch eine immer populistischer und demagogischer werdende Politik, kombiniert
mit Hasstiraden in sozialen Netzwerken. Und zweitens die Folgen des Klimawandels, die
enorme Waldschäden und Ernteausfälle mit sich brachten. Bei der Abwehr
klimabedingter Schadensereignisse sei auch die Kommunalpolitik stark gefordert.
Optimistische „Visionen" aus Sicht des Jahres 2030 sind nachfolgend
skizziert:
- Breitbandausbau und Digitalisierung in Haushalten,
Betrieben und Schulen sind erledigt, die Infrastruktur - auch im Schienennetz -
so weit entwickelt, dass sich innovative Unternehmen gründen. Auch weil die
Mietpreisbremse gescheitert ist, ziehen viele Städter in den Donnersbergkreis.
- Die neue VG Nordpfälzer Land konnte den
Landlust-Rückenwind nutzen, wirtschaftlichen Aufschwung nehmen und den
demografischen Wandel vergleichsweise gut bewältigen.
- Die Kreisfinanzen haben sich stark verbessert. Musste
der Landkreis 2020 noch 15 Mio. € zuschießen, um Bundes- und Landesaufgaben zu
erfüllen, so wird ihm nun der Aufwand komplett erstattet.
- Die Standorte des Westpfalz-Klinikums sind nach
Umsetzung des Masterplans 2018 strukturell und wirtschaftlich gut aufgestellt.
Ausbildungsinitiativen der Länder haben dafür gesorgt, dass es für den
ländlichen Raum wieder mehr Ärztinnen und Ärzte gibt.
- Ausgehend von der Tatsache, dass die
Pro-Kopf-Verschuldung in den Gemeinden stetig steigt, während private Vermögen noch
stärker wachsen, entstanden vielerorts Bürgerstiftungen und Genossenschaften.
(Den Auftakt dieser vom Donnersbergkreis geförderten Entwicklung bildet ein
großer Aktionstag im September 2020).
- Gestützt auf ein 2019 beschlossenes Konzept hat sich
eine neue Tourismusorganisation „aus einem Guss“ etabliert, die mit kreisweit
abgestimmter Strategie erfolgreich agiert, neue Attraktionen schafft und
Investitionen in Gaststätten und Hotels fördert.
- Die Klima-Initiative „Denk weiter“ hat dank Vernetzung
und partnerschaftlichem Wettbewerb zu einer Investitionswelle in moderne
Wärmeversorgung, Wärmedämmung und energiesparende Mobilität geführt; mit dem
Ergebnis höchster Energieeffizienz.
- Verbindungen zwischen Kommunen sind zum wertvollen
Instrument kontra nationalistische Radikalisierung geworden. Zwecks
Austausch in Kultur, Bildung, Wirtschaft und Verwaltungshandeln sind
Donnersberger Partnerschaften zum Kyffhäuserkreis in Thüringen, zur Region
Gicumbi in Ruanda und zur chinesischen Stadt Tongchuan vertieft worden. Aus
der interkommunalen Initiative „Rund um die Alte Welt“ ist dank öffentlicher
Fördermittel eine sichtbare Strukturstärkung mit lebendigen, nachgefragten
Dörfern erwachsen.
- Der
Kinderboom hält an, und es gibt entsprechend dem Kita-Zukunftsgesetz
ausreichende und qualitativ gute Kitaplätze; eine kostenmäßig stärkere
Beteiligung des Landes wurde erreicht.
- Weil
zum Leben auch das Sterben gehört, entstanden weitere stationäre Hospizeinrichtungen.
- Bei
alle dem ließ das vorbildliche ehrenamtliche Engagement in vielen
Lebensbereichen nicht nach.
Mit den
Worten, er habe „an bisher 841 Tagen Freunde am Landratsjob“ verspürt und dem
Dank an alle dienstlichen und privaten Unterstützer endete die
„vorausschauende“ Ansprache des Landrats. Den kulturellen Abschluss bildete der
Liedvortag „Die Rose“, für den der 2. Tenor der Mainzer Hofsänger, Stefan Zier,
nach Göllheim gekommen war und vom Publikum mit großem Applaus bedacht wurde.